Sagen um das Ailsbachtal und Oberailsfeld




Martin Luther in Oberailsfeld

Dr. Martin Luther – wahrscheinlich von Bayreuth kommend - weilte in Kirchahorn und Oberailsfeld und predigte dort wie hier dem herbeiströmenden Volk. Als er auf der Kanzel der alten Burkardiskirche stand und die Gemeinde seinen Worten lauschte, soll ein altes Weiblein in die Kirche gekommen sein und zum Predigtstuhl empor gerufen haben: „ Bruder Martin, mach dass du weiterkommst. Die Waischenfelder sind im Anzug. Sie wollen dich gefangen nehmen!“ Luther beendete sofort seine Predigt und reiste mit seinem Begleiter nach Muggendorf ab. Obwohl die Waischenfelder gerne seiner habhaft geworden wären, gelang ihnen dies nicht. Luthertreue Oberailsfelder brachten ihn sicher von dort weg.


Die steinerne Katze von Oberailsfeld

In Oberailsfeld lebte vorzeiten ein armes, tugendhaftes Mädchen in einer Hütte am äußersten Ende des Dorfes. Vater und Mutter waren längst gestorben und nur eine zugelaufene Katze teilte mit ihr die armselige Behausung. Bei harter Arbeit, die sie um geringen Lohn verrichtete, wuchs sie mit den anderen Mädchen des Dorfes auf. Keine ihrer Altersgenossinnen jedoch kümmerte sich viel um sie. Dagegen hatte der Sohn des reichen Leitenbauern seit langem ein Auge auf das Mädchen geworfen. Er war ein ruhiger Bursche und meinte es aufrichtig mit seiner Liebsten. Sie und keine andere sollte sein Eheweib werden. Dem wiedersetzten sich indes die Eltern denn von einer armen Schwiegertochter wollten sie nichts wissen. Übrigens hatten sie längst für „ ihren Jungen“ die passende Braut ausgesucht. Doch dachten sie nicht an dessen harten Kopf. Der Sohn zeigte sich in seiner Liebe zu dem armen Mädchen ebenso unerschütterlich wie die Eltern in ihrer Abneigung gegen eine vermögenslose Schwiegertochter. Um die Sache rasch zu Ende zu bekommen, beschloss der Vater, den Sohn auf einige Jahre in die Fremde zu schicken. Die Mutter war mit dem Plan einverstanden, und beide setzten den Tag der Abreise fest. Für die Liebenden hieß es Abschied nehmen für lange, lange Zeit. Bevor das Mädchen dem Scheidenden Lebewohl sagen wollte, kniete es daheim nieder und flehte zu Gott um Hilfe. Und dies kam auf ganz sonderbarer Weise. Die Katze, für die die Arme seit Jahren so liebevoll gesorgt hatte, sprang vom Ofen herab, umschmeichelte die Kniende, lief zur offenen Tür, kehrte zurück, drückte ihren Körper aufs neue an die Betroffene und gab ihr so zu verstehen dass sie folgen solle. Das Mädchen tat es. Die Katze lief voraus zum nahen Wald und kletterte dort auf einen der vielen Felsen. Rasch stieg das Mädchen nach. Oben angelangt, fand es in einer Vertiefung, mit Moos bedeckt, einen Haufen blanker Goldstücke. Damit füllte die freudig Überraschte ihre Schürze und stieg eilends wieder hinab. Die Katze aber konnte sie nirgends mehr sehen. Alles Rufen und Locken nach ihr war vergebens. Traurig über den Verlust des Tieres, wandte das Mädchen noch einmal den Blick zum Gipfel des Felsens. Da wurde es mit Schrecken gewahr, dass dieser die Körperform der verschwundenen Katze zeigte. So war denn die treue Hausgenossin, nachdem sie ihrer Pflegerin den Weg zum Glück gezeigt hatte, zu Stein geworden!... Der Hochzeit des so seltsam reich gewordenen Mädchens mit dem Bauernsohn stand nun nichts mehr im Wege. Sie fand auch bald statt. Die Verbundenen lebten eine Reihe von Jahren in Glück und Zufriedenheit. Schon längst sind sie gestorben, aber noch immer erinnert „die steinerne Katze von Oberailsfeld“ der Fels über dem Dorf, an diese Begebenheit.

   

Das weinende Jesuskind

 Auf dem linken Nebenaltar der Burkardiskirche zu Oberailsfeld steht eine schöne Statue der heiligen Muttergottes mit dem Jesuskind. Sie stammt aus dem Bayreuthischen und kam auf sonderbare Weise nach Oberailsfeld. Ein Altertümeraufkäufer, Reitschmied genannt, fuhr viele Jahre mit seinem Wagen im Bayreuther Land umher. Er war auch in Oberailsfeld gut bekannt. Eines Tages kam er nach Bayreuth, wo er in einem Wirtshaus Gespann und Gefährt einstellte. Der Sicherheit wegen räumte er die „Siebensachen“, darunter eine Muttergottes-Statue, die er in einem Dorf nahe der Stadt gekauft hatte, vom Wagen und stellte sie in eine Ecke des kalten Pferdestalles. Mitten in der Nacht drang plötzlich bitterliches Kinderweinen aus dem Stall. Als die Hausbewohner und der Reitschmied ganz betroffen die Stallung betraten, hörten sie nichts mehr, meinten aber, als ihr Blick auf die Muttergottes-Statue fiel, im Antlitz des Jesukindes einige Tröpflein, wie vergossene Tränen, schimmern zu sehen. Wie ein Feuer verbreitete sich die Kunde von dem Geschehnis im Bayreuther Land. Als sie nach Oberailsfeld gelangte, beschloss man die Statue zu erwerben. Sie schmückt nun den nach ihr benannten Marienaltar des Gotteshauses.



Der Teufelsbund

Einst lebte auf einen Bauernhof in Oberailsfeld ein tüchtiger, junger Knecht. Sein Bauer hielt große Stücke auf ihn, denn er war fleißig bei der Arbeit. Doch auch die anderen Dorfbewohner konnten den freundlichen Burschen gut leiden, und manches Mädchen hätte ihn gern haben mögen. Vor allem eine Magd, die auf dem Rabensteiner Schloß zu Adlitz diente, wandte alles an, ihn für sich zu gewinnen. Sie ließ keine Kirchweih aus, ihm zu begegnen, und suchte auch sonst jede Gelegenheit , sich ihm zu nähern. Doch der Bursche wies sie zurück, da er einiges von ihrem unguten Lebenswandel gehört hatte. Da verschwor sie sich dem Teufel, und versprach diesem ihre Seele, wenn er ihr den Widerspenstigen und doch so sehr Begehrten herbeischaffe. Der Höllenfürst befahl ihr, in der Walpurgisnacht auf den Sparnaglesberg bei Kirchahorn zum Hexentanz zu kommen. Dorthin würde er den gewünschten Burschen gleich mitbringen.
Nachts machte sich die Dirne auf den Weg zum Hexentanzplatz. Der Teufel aber lauerte dem Knecht auf, packte ihn und fuhr mit ihm durch die Luft zum Sparnaglesberg. Doch der Entführte wehrte sich so tapfer, dass dem Teufel direkt heiß wurde. Da war er froh, dass er im Halbdunkel das Dach eines alleinstehenden Hauses erblickte. Er ließ sich mit seinem Opfer darauf zu einer kurzen Rast nieder. Doch wie erschrak er, als der Mond aus den Wolken trat und der Teufel erkennen musste, dass er sich mit dem Knecht auf dem Dach der Klausstein-Kapelle niedergelassen hatte. Schnell wollte er seine Reise fortsetzen. Doch sein Opfer hatte das rettende Dachkreuz gesehen und hielt sich mit beiden Händen daran fest. Vergebens suchte der Teufel ihn loszureißen und verbog dabei das Kreuz. Der Lärm des Kampfes weckte den Klausner der neben der Kirche wohnte. Dieser rief den dreieinigen Gott an und konnte so den Teufel in die Flucht schlagen. Schließlich holte er den Erschöpften, dessen Haare vor Schrecken weiß geworden waren mit einer Leiter vom Dach herab. Er gab dem Knecht zu Essen und zu Trinken. Bald konnte er ihn auch auf sein Bitten hin als Mitbruder in seiner Klause aufnehmen.
Die Adlitzer Schloßmagd aber fand man am anderen Morgen mit gebrochenem Hals am Fuße des Sparnaglesberges.
Oberailsfeld
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