Königlicher Besuch im Ailsbachtal
von Georg Zeilmann:
Als im Jahre 1796 Nikolaus Nieser, der Pfarrer von Oberailsfeld, in einem Matrikeleintrag den Durchzug des französischen Generals Jourdan schilderte, der damals 30.000 Mann gegen die Östereicher bei Amberg führte, konnte er nicht ahnen, daß in nur 7 Jahren die weltliche Herrschaft des Hochstifts Bamberg im Ailsbach- und Ahorntal beendet sein sollte. Nach der Säkularisation von 1803 stand der hiesigen Bevölkerung nicht mehr als weltliche Obrigkeit derFürdtbischof von Bamberg, vertreten durch seinen Vogt im nahen Waischenfeld gegenüber, jetzt war es der königlich bayrische Landrichter im fernen Hollfeld. Es sollte lange dauern bis man sich an die neue Situation gewöhnte.

König Ludwig I auf Burg Rabenstein

Fast drei Jahrzehnte waren ins Land gegangen und man schrieb das Jahr 1830. Die Burg Rabenstein und das Ailsbachtal hatten sich herausgeputzt, hatten sich schön gemacht für den im Juni angesagten königlichen Besuch. Der Gastgeber, Graf Erwein von Schönborn zu Wiesentheid, hatte die Burg instand gesetzt, hatte sie mit einfachen Biedermaiermobiliar ausgestattet und im ruinösen Teil der Burg durch den Hofgärtner Koch die nachmals berühmten Burggärten anlegen lassen. Außerdem hatte man zingsum die Burg zu beiden Seiten des Tales einen Promenadenweg mit Anlagen geschaffen. Auch eine gewaltige Höhle, die man nach diesem Besuch die "Ludwigshöhle" nannte, war in den Rundgang einbezogen.

Es war der 23. Juni. Oben am Klausstein, mit dem Blick in das Ahorntal, hatten sich der gräfliche Verwalter Melzing aus Weiher, der Pfarrer von Kirchahorn, der dortige Lehrer mit der Schuljugend und eine große Menschenmenge eingefunden, als sich gegen 12 Uhr von Langenloh kommend der gräfliche Wagen mit dem Königspaar näherte. Bei dem Ehrenbogen mit der Inschrift "Sei gegrüßt, geliebtes Herscherpaar in der Mitte Deines Hirtenvolkes"begrüßte der gräfliche Verwalter unter dem "Jubelruf der freudtrunkenen Menge", wie er meinte, das Königspaar. Anschließend geleitet der Graf den königlichen Zug durch die beiderseits des Ewges aufgestellten Grundholden, die Fähnchen in den bayrischen und gräflichen Farben schwingen. Im Vorhof der Burg hatte die "Königl. Infantrie-Musik aus Nürnbegg" Aufstellung genommen und spielte zum Einzug der Majestäten, während der Graf auf das "Ehrerbietigste" seine hohen Gäste begrüßte und die Menge laut Schmelzing in "Lebehochrufe" ausbrach. König Ludwig und Königin Theresa wurden nun zur Erfrischung in die neu eingerichteten gräflichen Gemächer geleitet. Ezwas erholt betraten sie das Blumengärtchen mit dem einmalig schönen Ausblick ins Ailsbachtal, um anschließend im Rittersaal der Ruine ein Frühstück einzunehmen. Zu Kurzweil und Unterhaltung spielte jetzt die "Cavallerie-Musik aus Bamberg" auf.
Anschließend trug sich das Paar mit Gefolge in das Gästebuch der Burg ein.

Der Eintrag lautet:

Den 23 ten Junj 1830
Ludwig
Therese
Obersthofmeisterin von Rudarty
Freiherr von Helsing Oberstallmeister
Graf zu Münster
Joseph Fürst von Thurn und Taxis
Obrist-Lieutenant u. Flügel-Adjutant S.
  1. des Königs

Nun begab man sich auf den Promenadenweg. Vor einer hohen Felswand mit der Inschrifzt "Seinen geliebtenn Kindern widmet diesen Platz der Besitzer" wartete bereits Lehrer Hüttner aus Kirchahorn mit seiner Schuljugend und brachte folgenden von Ihm verfassten Liedvortrag dar:

"In der Natur Erhabenheiten,
erscheint der Sohn von Wittelsbach.
Ein Fest der Gegend zu bereiten,
drum rufen Stimmen tausendfach:
Heil ihm! ..."

Anschließend bewegte sich der Zug westwärts in den Talgrund und überquerte den Ailsbach. Nur 50 m flußaufwärts, am sogenannten "Theresienstein" hatte man sich eine neue Überraschuing ausgedacht, die der Königin Therese galt. Am Felsen war einer Tafel angebracht, die folgende Inschrift trägt: "Das Ideal der Mutter, uns wollt es der Himmel zeigen. Da gag er gütig uns Dich, schuf Dich zu unserem Glück". Es traten sechs bekränzte Bauerntöchter aus Kirchahorn hervor, leider sind ihre Namen nicht überliefert worden, und trugen folgendes Gedicht vor das vom König selbst vervaßt war und man einer Sammlung entnommenhatte:

Wie Engel sanft von ewig gleicher Güte
Und Milde, ruhig, wie des Himmels Bläue;
So ist dein Wesen lauter Lieb und Treue.
Ein Bild der Tugend und der Anmuth Blüthe.
Es kennt nicht dein Herz dei bittre Reue.
Das für das Edle einzig glüht und glühte,
Die kindlichkeit in deiner Seele hüte.
Jed welcher Tag erneute Wonne streue.
Gleich eines klaren Baches sanftes Flißen,
Der Frühling lieblich, reizend schön umwunden,
Froh bewegt durch blumenvolle Wiesen:
So ist die heitre Folge deiner Stunden,
Die sich in Seelenfrieden mild ergißen
Durch dein Gehühl dem Himmel schön verbunden!.

Im Taalgrund weideten Schafe, die Hirten ließen ihre Rinderhörner und Schallmeien erklingen, es war eine Idylle sondergleichen. Lehrer Hüttner schreibt: "Das ganze war wohl so gelungen, daß die Königin Zeichen der tiefsten Rührung gab und der König unter schmeichelhaften Ausbrücken dankend den Herrn Grafen ob solcher Überraschung umarmte".Der Zug ordnete sich parrweise und gelangte über viele Steinstufen in das Schneiderloch, wo im Dreißigjährigen Krieg der Schneider Reibenspieß aus der Neumühle lange Zeit Zuflucht gefunden hatte. Von der Höhle aus hat man einen herrlichen Ausblick: Gegenüber, zum Greifen nahe, erhebt sich der mächtige Felsblock der Burg Rabenstein, weiter draußen schaut die Klaussteinkapelle herein, unten im Tal schlängelt sich der Ailsbach, in dessen Wasser sich die Neumühle spiegelt und weiter draußen warten steile Felswände mit der Sophien- und Ludwigshöhle. Alle Einheimischen sind davon überzeugt, daß dies der schönste Talabschnitt in der ganzen Fränkischen Schweiz ist. Auf dem weiteren Weg machte ein Gedenkstein auf sich aufmerksam.

Für den königlichen Besuch war ein glanzvoller Höhepunkt in der Ludwigshöhle inszeniert worden. Als das Königspaar die Höhle betrat, intomierte der im Hintergrund postierte Infantriemusikzug "Heil, unserm König Heil". Graf Erwein von Schönborn seinen Trinkspruch auf das königliche Paar ausbrachte, "wurde die Höhle durch die beiden Musikzüge, durch den Donner der im Tale aufgestellten Kanonen, verbunden mit dem tausendfach verstärkten Lebehoch der Menge, erschüttert, man wähnte sich förmlich in höhere Regionen versetzt". Um "5 1/2 Uhr" fuhren die gräflichen Equipagen vor. Als der König und die Königin abfuhren, spielten wieder die Musikzüge, die Kanonen schossen Salut und die Menge jubelte. Einen kurzen Aufenthalt gab es noch einmal bei dem auf Gut Schönhof errichteten Ehrenbogen. Hier hatten die Oberailsfelder mit ihrem Pfarrer Johann Held, der Lehrerschaft, den gräflichen Beamten und Gerichts- und Grundholden Aufstellung genommen, um in der herkömmlichen Form den Besuch zu ehren. Erst jetzt konnten die Kutschen ihren Weg in Richtung Rabeneck fortsetzen. Damit war der Königsbesuch beendet.

Wir dagegen wollen jetzt, allerdings ohne die Majestäten, den restlichen Promenadenweg beschreiten. Wir überqueren auf einer schönen Holzbrücke den Ailsbach und die Straße und steigen zur Sophienhöhle hoch, die 1833, als drei Jahre nach dem Königsbesuch, den den Hofgärtner Koch entdeckt wurde. Die im Jahre 1833 erfolgte Einweihung der Höhle, verbunden mit dem Besuch der Gräfin Sophie von Schönborn, liegt ebenfalls in einem Gästebucheintrag vor.

Er lautet:


Gräfin von Westphalen, geborene Gräfin zu Buchholz

Gräfin zu Eltz, geborene Freiin von Humbolt

Jakob Graf zu Eltz

Bernardine Gräfin zu Eltz

Carl zu Eltz

Henriette von Bechtoldsheim, aus Würzburg

"Sophie Gräfin von Schönborn, geborene Gräfin zu Eltz,
besuchte heute zum estenmal diese Burg und die neu
entdeckte Höhle unter der Klassteiner Kapelle, welch nach
 ihr die Benennung Sophien-Höhle erhielt".

Wir steigen auf Steintreppen zum Parasol empor und genießen denBlick ins breite, anmutige Ahorntal. Wir wenen uns westwärts. In Sichtweite der Burg Rabensteinsind auf einen monumentalen Felsblock folgende Worte von Friedrich Schiller zu lesen:

Zwei sind der Wege, die der Mensch der Tugend emporstrebt:

Schließt sich der eine dir zu, tut sich der andre dir auf.

Handelnd erringt der Gückliche sie, der Leidende duldend,

wohl ihm den den sein Geschick liebend auf beide geführt.

Der Königsbesuch von 1830 war für unsere Gegend ein einmaliges, glanzvolles Ereignis. Niedergeschrieben hat es der Lehrer Johann Mathaeus Hüttner in seiner "Geschichte der evangelischen Pfarr-Schule Kirchahorn", unterstützt von dem gräflichen Verwalter Mezing in Weiher. Dieser Aufzeichnung sind alle Zitate entnommen. Bis auf den heutigen Tag erinnern die Ludwigshöhle und der Promenadenweg mit seinen Inschriften an die Visite des Königspaares.
Der Promenadenweg
Die Ortsgruppe Ailsbach/Ahorntal hat in Erinnerung an den Königsbesuch von 1830 den Rundwanderweg, den das königliche Paar gewandert ist, neu ausgeschildert. Er trägt die Bezeichnung "Promenadenweg" und ist mit einem Krönchen gekennzeichnet. Beste Ausgangspunkte sind entweder bei der Burg Rabenstein, sowie bei der Bärenbrücke oder bei der Neumühle.
Überraschungsbesuch in Oberailsfeld
von Georg Zeilmann
Am 6. Juli im Jahre 1851 wurde der Wirtsfamilie Held in Oberailsfeld eine Ehre zuteil, an die eine Lithographie erinnert die heute noch in Familienbesitz ist

In der Fränkischen Schweiz war wiedeum Königsbesuch angesagt. König Maximilian II. und sein Gemahlin Marie planten ursprünglich den Besuch von Pottenstein, ließen diesen Plan aber aus Zeitgründen fallen und beschlossen zu Fuß von Gößweinstein aus über Tüchersfeld nach Rabenstein zu wandern. Man versäumte jedoch, den Kutscher des königlichen Wagens und die Pottensteiner zu informieren. Wozu dies in Pottenstein führte, beschreibt August Sieghardt im "Bannkreis der Wiesent", Nürnberg 1925 wie folgt:

Das ganze Städtchen prangte in Fstschmuck, überall waren Kränze und Girlanden angbracht, von der alten Burg wehten die Fahnen herab auf die Schar froher Besucher. Knaben mit weißblauen Fähnlein und Mädchen in weißen Kleidern mit Blumensträußen in der Hand, bildeten Spalier. Auf dem Marktplatz waren die Honoratioren des Städtchens vereinigt, alle in freudiger Erregung und Spannung. Der Bürgermeister von Pottenstein studierte eben nochmals seine Rede, die er an das Königspaar zu richten gedachte, und in der Kirche stand schon der Mesner bereit, um auf ein Zeichen mit den Glocken zu läuten. Plötzlich kam der sechsspännige Wagen in Sicht. Böllerschüsse krachten, Fahnen wehten, die Glocken begannen zu läuten und einige Voreilige waren schon daran, ihr "Hoch" auszubringen. Wer beschreibt aber das Erstaunen der biederen Leute, als man statt des ersehnten Königspaares nur eine von der langen beschwerlichen Fahrt ganz erschöpfte Hofdame im Wagen sitzen sah, die ob des unerwarteten Empfanges nicht wenig verwundert dreinschaute. Bald klärte sich der Irrtum auf und wer eben noch in Reih und Glied stand, der stürmte davon nach Rabenstein, allwo, wie es hieß, der König und die Königin als Gäste des erlauchten Grafen Reichsrat von Schönborn weilen werden.

Derweil wanderte das Königspaar mit dem Revierförster von Gößweinstein und seinem Adjudanten Frhrn. v. der Tann gen Oberailsfeld. Aber man hatte die Beschwerlichkeit des Weges unterschätzt. Als die königliche Gesellschaft sich vom Götzenberg herab Oberailsfeld näherte, lag der Ort wie ausgestorben da. Die meisten Bewohner waren bereits nach Rabenstein geeilt, um dort den König zu begrüßen. Der Hollerbuschwirt, der sich verspätet hatte, sah sich plötzlich dem König und seiner ermüdeten Gemahlin gegenüber. Wie diese Begegnung weiter verlief beschreibt wieder August Sieghardt wie folgt:

Der Königin hat sich aber plötzlich eine solche Müdigkeit bemächtigt, daß sie nicht mehr weiter konnte und sich erschöpft auf den kleinen Notsteg, den man gegen Hochwassergefahr errichtet hatte, niederließ. Da wandte sicht der König an Hollerbusch mit der Frage, ob er für seine Gemahlin nicht ein Zimmer überlassen könnte, bis die Wagen von Pottenstein einträfen. Hollerbusch sagte mit Freuden zu und indem er der Königin den Arm anbot, den diese gnädigst annahm, führte er die hohen Gäste in seine Behausung. Hier war alles verschlossen; Hollerbusch gab kurz entschlossen der Tür einen kräftigen Stoß, daß sie krachend aufsprang, dann wies er dem Königspaar sein bestes Zimmer, die sog. "gute Stube", an und brachte auf Geheiß des Königs frische Butter und Hausbrot, welches sich alle nebst einem guten Trunk Bier gut schmecken ließen.
Nach geraumer Zeit brachten der König und der Revierförster auf und gingen zu Fuß nach Rabenstein, während Königin Marie mit dem Adjutanten die Ankunft der Wagen abwartete. Als diese endlich eintrafen, verabschiedete sich die hohe Frau dankend von dem überglücklichen Hollerbusch. Als sie Hollerbusch nach der Schuldigkeit fragte, wurde dieser nicht wenig verlegen und wollte absolut nichts annehmen. Auf Geheiß der Königin reichte ihm der Adjutant ein Goldstück mit Worten: " Bei uns wird nicht gewechselt!"


Mit diesen Wagen wurde nun die Fahrt nach Burg Rabenstein fortgesetzt. Später erhielt der Hollerbuschwirt als besonderes Zeichen des Dankes eine Lithographie geschenkt mit dem Bild der Königin und des Kronprinzen Ludwig, der später als Ludwig II den Thron besteigen sollte. Die Widmung lautet:


Marie
Königin,
  1. Ludwig, Kronprinz von Bayern

Allerhöchst dieselbe beehrte am 6. Juli 1851
bei einer Durchreise in Oberailsfeld das
Heldsche Gasthaus mit einem Besuche,
und nahm in diesem Zimmer eine kleine Erfrischung ein.

Noch heute schmückt dieser Druck den Raum, in dem nach damals die Königin erholt hat.
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Dreizehn Schwänke vom alten Schlund